Ausstellung “Le Petit Monde” von Barbara Essl, Triest

Noch bis 2. Feber kann man im Double Tree by Hilton die Werkserie der bekannten Kärntner Künstlerin Barbara Essl bewundern. Die Ausstellung, die von Linda Simeone von Via delle Foto kuriert wird, ist im 1. Obergeschoss, Bar Berlam, Piazza della Repubblica 1, täglich von 18 -24 Uhr zu besichtigen. Der historische Palazzo war vormals im Eigentum der RAS (Riunione Adriatica di Sicurtà), später  von Allianz, und gilt als eines der prunkvollsten Gebäude in Triest.

Rezension von Florian Hitz, freier Autor: Kunst geboren aus dem Diktat des Abstandhaltens. In einer Zeit, in der Kontakte und Ausgänge als unangebracht postuliert wurden. Doch aus dem Postulat des Auseinanderdriften entwirft die Künstlerin Barbara Essl eine irritierende Gegenwelt, die auf den ersten Blick echter als das Leben wirkt – „next normal“ eben. Ein Mikrokosmos des Glücks, geschaffen mit Miniaturen, die in  der Fülle des Lebens stehen. In dem Ouvre Le Petit Monde entsteht aus einem Potpourri aus Gegenständen, eingebettet in „Lost Places“ eine neue Dimension des Alltags.  Die Welt des Großen im Kleinen. Losgelöst von ursprünglicher Form, Funktion und bisheriger Bedeutung, transformiert in eine Traumwelt. Die aktuelle Werkserie bildet etwa den Mikrokosmos eines Sommernachmittags im Autokino in einer verfremdeten Umwelt eines verwaistes Theaterfoyers ab – „Game over“ als Metapher für eine Paradigmenwechsel.

© Barbara Essl

In ihren aktuellen Arbeiten stellt die österreichische  Künstlerin die Frage, können wir so weiter machen wie bisher, obwohl nichts mehr so  sein wird  wie es einmal  war? Auch „Car Wash“ scheinbar banales Autowaschen in einem sexuell aufgeheizten Ambiente wirkt in der kalten Kulisse einer aufgelassenen ehemaligen Waffenfabrik von Mussolini in einem anderen Licht. In „Last  Exit“ steigen Menschen durch eine Tür in einen Kopf, fast wie in ein Flugzeug.  Doch wohin geht die kollektive Reise? In eine neue künstliche Intelligenz, die uns das Denken abnimmt? Und schließlich Barbie, Rainbow High & Co. Künstlich, einem abstrusen Schönheitsideal nacheifernd. Eingeschlossen in ihrer fantastischen Blase. Auf der unersättlichen Jagd nach „Likes“ und einem viralen Siegeszug in einer  virtuellen Welt. Mit klimpernden Wimpern zieht sie den Rosenkavalier in ihrer Hand als poppige Sirene der Moderne in ihren Bann. In eine Welt, in der jederzeit die Bubble/Blase platzen kann. Barbara Essl bricht in ihrer Kunst mit herkömmlichen Betrachtungsweise und komponiert auf beinahe spielerische Weise  eine  fremde Welt. Nichts ist wie es scheint. Damit  eröffnet die österreichische Künstlerin ein neues Kapital und schafft es so starre Grenzen, enge Sichtweisen aufzulösen. Kunst liegt nicht nur im Auge des Betrachters, sondern erfindet sich immer wieder neu und bestenfalls löst die Künstlerin mit ihren Arbeiten unmittelbare Emotionen und die Suche nach Wahrheiten aus. Intuitiv drückt Essl dem Außen durch bewusste Arrangements ihren künstlerischen Stempel auf, verwehrt sich dem Diktat des Gegebenen und postuliert Freiheit in den Köpfen der Betrachter. Barbara Essl gelingt es in ihren Arbeiten einer künstlich geschaffenen Welt Leben einzuhauchen und konfrontiert den Betrachter mit den neuen Paradigmen des Miteinanders.

© Barbara Essl