Immer schön langsam … durch Lucca

© stock.adobe/ Horvath Botond
Auf der zentralen Piazza dell’ Amfiteatro reiht sich ein nettes Lokal ans andere.
„Andamento lento …“ dieses Lied von Tulliu aus den Achtzigern kommt mir in den Sinn, wenn ich an Lucca denke. „Immer schön langsam …“, denn in dieser bezaubernden Stadt läuft alles gemütlicher ab. Fußgänger und Radfahrer prägen das Bild, man schlendert dahin, setzt sich an der Piazza in die Sonne und schlürft gemütlich seinen Espresso und lässt das italienische Flair auf sich wirken.
Eine mächtige Stadtmauer umschließt die ganze Altstadt von Lucca – sie ist heute mit ihrem Grüngürtel eine Parkanlage .
Fest umschlossen
Vielleicht ist es die dicke Stadtmauer, „La Mura“, die alles Störende und Stressige von der entzückenden toskanischen Stadt fernhält? Mehr als vier Kilometer lang und zwölf Meter hoch ist dieser Steinwall, an dem ab 1504 über 100 Jahre lang gebaut wurde. Obenauf verläuft eine breite Promenade, auf der es sich richtig abspielt: Spaziergänger, Jogger, Radfahrer, Familien mit Kindern, ja sogar Pferdekutschen ziehen hier ihre Runden. Außerhalb der Mauer erstreckt sich ein gepflegter Grüngürtel, der mit der breiten Stadtmauer eine riesige Parkanlage darstellt, die Einwohnern und Besuchern dem Freizeitvergnügen dient.
Der wunderschöne barocke Palazzo Pfanner mit seinem gepflegten Garten.
Ein richtiges Schmuckkästchen
Von einem der mittelalterlichen Türme, von den einst 250 sind nur mehr wenige erhalten, kann man die sehr gut erhaltene Altstadt am besten erfassen, das Auge über die roten Ziegeldächer der Häuser, auf die herrschaftlichen Türme und in die gepflegten Gärten der prunkvollen Paläste schweifen lassen. Zum Beispiel von der Torre delle Ore, dem Uhrturm, dessen Spitze man über 207 Stufen erreicht. Die Mühe lohnt sich, denn von hier oben ist der Blick bis zu den Luccheser Bergen atemberaubend. Bequem geht’s auf die Torre Guinigi, dem Wahrzeichen der Stadt. Der 45 Meter hohe Turm trägt eine „Krone“ aus Steineichen und begrünte Aussichtsterrasse ist bequem mit dem Lift zu erreichen. Einmalig sind auch die herrschaftlichen Paläste wie der Palazzo Pfanner, den der Bayer Felix Pfanner 1846 erwarb und hier die erste Bierbrauerei Italiens eröffnete. Den Palast kann man besuchen oder mitsamt dem wunderschönen Barockgarten für Feierlichkeiten mieten.
Dolce Vita
Wenn man sich an der schönen Aussicht sattgesehen hat, geht man in die Stadt hinunter und lässt sich vom bunten Treiben mitnehmen, genießt einen Espresso im alten Cafè della Mura bei der Porta San Pietro, macht einen Schaufensterbummel entlang der Via Fillungo, Lebensader der Stadt, oder bestaunt die unzähligen Sehenswürdigkeiten der so gut wie autofreien Stadt. Sehenswert sind auch die drei Hauptkirchen – die Basilica di San Frediano, die Chiesa di San Michele in Foro und der mächtige Duomo di San Martino.
Typisch sind das süße Gebäck „Buccellato“ und die verschieden gefüllten Tortini
Wie im Freilichttheater
Einzigartig ist auch die Piazza dell’ Anfiteatro, ein ovaler Platz, der früher ein romanisches Freilichttheater war und heute zu den schönsten Plätzen Italiens zählt. Ein nettes Lokal reiht sich an das andere, man trinkt einen Aperitivo, plaudert, genießt das Leben und begreift, wie sich „Dolce Vita“ anfühlt. Zum süßen Leben gehört natürlich das Essen dazu. Die Küche von Lucca ist sehr toskanisch mit herrlichen Suppen, wie der „Garmugia“, gefüllten Nudeln wie „Tordelli“ oder „Matuffi“ – cremige Polenta mit Fleischsugo oder Pilzen. Köstlich auch die „Rovinelle“, Rindfleischstreifen in Tomaten-Kapernsoße. Probieren muss man auch das typische Gebäck: das süße Striezel „Buccellato“ oder das salzige „Pane di Patate“ (Kartoffelbrot). Und zum Abschluss etwas Süßes – zum Bespiel die duftenden „Necci“, Crepes aus Kastanienmehl, oder die „Zuppa lucchese“, eine süße hochprozentige „Suppe“ mit frischen Erdbeeren.